Mir schmeckt die bayerische Küche mit all ihren Schmankerln und ihrem ehrlichen Charme. Frisch, regional und bodenständig ist sie für mich eine Küche mit Wohlfühlcharakter. Aber manchmal darf es durchaus auch eine Neuinterpretation sein. Essen ist schließlich mehr als satt werden. Die Szenerie und die Interpretation tragen zum ästhetischen Geschmackserlebnis bei. So schmecken beispielsweise Pommes aus der Tüte nirgends so gut wie im Freibad. Im Kontrast dazu erlebe ich im Restaurant Johanns ähnliches – Nirgendwo sonst schmeckt Blutwurstbrot so leicht.

Mit viel Gefühl für Raum und Geschmack übersetzt das Johanns mit seinem Küchenchef Michael Simon Reis die bayerische Küche in ein sinnlich leichtes Erlebnis. Ich spreche von einem Sterne Restaurant, welches die regionale Küche ganz beiläufig zitiert und bei aller Raffinesse ganz einfach bleibt.

Es beflügelt den Gaumen, ohne dabei abzuheben. Das gefällt mir. Aber auch der Blick auf den Teller lohnt im Johanns, denn es gibt da ja auch noch das Auge, das isst ja bekanntlich auch mit.

Das Johanns ist mir ein willkommener Szenenwechsel, den man sich durchaus hin und wieder gönnen darf und in Waldkirchen mit dem Johanns auch gönnen kann. Insbesondere in Zeiten, die einem das Reisen verwehren, ist es eine willkommene Abwechslung zur regionalen Wirtshauskultur, die ich im Übrigen nicht weniger schätze.